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Delakai

unregistriert

1

Sonntag, 21. Juli 2013, 18:17

Südliches Ungarn

Wie ihr ja schon mitbekommen habt war ich für 1 Woche südlich des Balaton Urlaub machen.
Es war abseits von jedem Trubel, schön aufm Land in den Weinbergen. Wundervolle Gegend, ruhige Lage, herzliche Menschen, geniales Essen, tolle Landschaften.
Natürlich durfte auch die eine oder andere kleine Tour durchs Gelände nicht fehlen, auch wenn sie weniger und kürzer ausgefallen sind als es mir lieb war.
Allerdings war das Wetter stellenweise so enorm heiß, dass man wirklich nur in den SEHR frühen Stunden (7-8) oder späten Stunden (nach 19:00 Uhr) losgehen konnte.
Aufgrund der hohen landwirtschaftlichen Nutzung des Gebietes war es schon sehr schwierig, überhaupt das geeignete Habitat zu finden, in dem man ggf. fündig werden konnte. Mein Hauptaugenmerk lag hierbei bei der Findung von C. austriaca und N. tessellata. Gerade letztere sind ja in Deutschland sogut wie vom Radar verschwunden, daher wollte ich gerade diese hier finden. Dazu bedarf es allerdings auch der Findung eines geeigneten Gewässers, was sauber ist, guten Sichtschutz mit geeigneten Wärmestellen aufweist, natürlich entsprechende Futterquellen und wenn möglich wenig bis garkeine Störung.
Gerade letzteres war sehr schwierig, da die umliegenden Seen mit entsprechender Sauberkeit (was in Ungarn schon sehr schwierig ist - hier wird überall der Müll samt Tüten entsorgt..) oft von vielen Anglern frequentiert werden.
Meine erste Tour machte ich am Donnerstag Vormittag um 9 Uhr Morgens. Hier hatte es schon enie Temperatur von 22° bei sehr mildem Wind, keine Wolke am Himmel. So waren die 22° doch schon als stecfhend zu bezeichnen. Ich rechnete mir wenig Chancen ein überhaupt etwas zu finden.
Die erste Begehung des großen Sees war dann auch aus Reptiliensicht eher nüchtern zu betrachten.Funde = 0. Allerdings stieß ich auf ein großes Vorkommen des Seefrosches, die eine ausgesprochen stattliche Größe erreichten. Allerdings war die Fluchtdistanz dieser Tiere auch entsprechend hoch, so dass ich lediglich 2 Tiere ablichten konnte nachdem sie sich ins Wasser verzogen hatten. Auf einer kleinen Reisich-Lichtung konnte ich einen Fischreiher in stattlicher Größe sehen, allerdings bemerkte er mich zu schnell als dass ich ihn ablichten konnte. Etwas genervt (hatte ihn wohl beim Jagen gestört) flog er davon und rammte mich dabei fast über den Haufen. Schreiend flog er quer über den See und verzog sich in die Baumwipfel auf der gegenüber liegenden Seite. Kurze Zeit später kam mir ein schriller Schrei sehr bekannt vor - ein Fischadler zog seine Kreise über den See. Allerdings noch soweit oben, dass ich mit meiner schrottigen Kamera ohne Objektiv nur miese Bilder davon machen konnte.
Im See selbst konnte ich bei dem normalen Fischaufkommen einen über 2.5m langen Schatten ausmachen, der darauf schließen lässt, dass sich darin wahre Monster befinden. Welcher Fisch das nun war kann ich nicht beurteilen - ein Wels fällt allerdings weg.
Nachdem ich den See nach 1 1/2 std. abging fuhr ich ein paar Meter weiter über einen Bahndamm in der nähe eines kleinen Dorfes, wo eine Wiese meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Dort waren ein paar Steinaufschüttungen zu sehen. Bei der Begehung konnte man einige Eidechsen flitzen sehen. Um welche es sich genau handelt konnte ich allerdings auch nicht festmachen, da auch hier die Fluchtdistanz mehr als 5m betrug und die Tiere einfach zu flink für mich waren. So war es ein eher mäßiger Tag, die schöne Landschaft machte die Enttäuschung allerdings wett.
Der zweite und leider auch letzte Tag der Begehung des Habitates war gestern Abend um 18:00 Uhr. Der Wind frischte sehr stark auf was die Temperaturen etwas drückte. Es dürften noch knappe 20° gewesen sein, die Temperatur fühlte sich sehr mild an. Beste Voraussetzungen also. Schon beim Aussteigen konnte ich die ersten Frösche wieder im See verschwinden sehen und eine Schlange (aufgrund der Entfernung konnte ich die Art nicht fest machen) schwamm ins Schilf. Aufgrund dessen, dass sich N. tessellata ja hauptsächlich unter Wasser fortbewegt und N. natrix eher an der Oberfläche tendiere ich zu letzterem.
Nach ca. 100m entdeckte ich eine schwimmende Wurzel im See, die mir davor nicht aufgefallen war. Als ich genauer hinsaß entdeckte ich tatsächlich eine N. tessellata beim Sonnen (oder Ansitzen) auf der Wurzel. Und wie es der Zufall will - sie war schneller weg als ich die Kamera griffbereit hatte. In diesem Moment hätte ich mir in den Arsch beissen können. Meine erste Sichtung dieser tollen Tiere in einer genialen Position und ich hab die Kamera noch nicht griffbereit. Ich lernte daraus und lies die Kamera nun die ganze Zeit laufen so dass ich nur noch auf den Auslöser drücken musste.
Mein nächster Weg führte wieder zu dem Reisichteppich direkt am Ufer und seihe da - eine frisch gehäutete N. natrix die gerade dabei war ins Wasser zu verschwinden. Das Tier war ca. 1.2m groß und hatte für diese größe eine enorm ausgeprägte Mondfleckzeichnung in knalligem Orange. Leider bekam ich nur noch das hintere Ende aufs Bild. Als ich näher herantrat bemerkte ich leider zu spät (und das Tier mich zu früh) dass sich hinter dem Reisichhaufen erneut eine N. tessellata befand, die in atemberaubendem Tempo ins Wasser schoss. Selten eine so schnelle Schlange gesehn. Das Tier war ebenfalls über 1m lang und hatte eine ausgeprägte Musterung, so dass ich zweifelsfrei von einer Würfelnatter ausgehen kann. Leider auch diesmal kein Bild..
Leider blieb es bei diesen Sichtungen aber ich konnte mein Ziel erfüllen und meine ersten Würfelnattern in freier Wildbahn sehen - nächstes Jahr bin ich wieder vor Ort und hoffe, dass ich diesmal mit der Kamera etwas schneller sein werde.
Anbei noch der eine oder andere Schnappschuss - man entschuldige die schlechte Qualität aber aus mir wird kein Fotomeister mehr..
»Delakai« hat folgende Dateien angehängt:
  • comp_DSCF2420.jpg (363,95 kB - 23 mal heruntergeladen - zuletzt: 30. Dezember 2013, 00:56)
  • comp_DSCF2421.jpg (434,82 kB - 19 mal heruntergeladen - zuletzt: 24. Juli 2013, 21:51)
  • comp_DSCF2423.jpg (715,15 kB - 16 mal heruntergeladen - zuletzt: 24. Juli 2013, 21:51)
  • comp_DSCF2425.jpg (406,59 kB - 20 mal heruntergeladen - zuletzt: 14. August 2013, 10:39)
  • comp_DSCF2428.jpg (315,44 kB - 24 mal heruntergeladen - zuletzt: 22. Mai 2015, 11:45)
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  • comp_DSCF2435.jpg (353,54 kB - 16 mal heruntergeladen - zuletzt: 24. Juli 2013, 21:52)
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  • comp_DSCF2443.jpg (848,73 kB - 32 mal heruntergeladen - zuletzt: 22. Mai 2015, 11:45)
  • comp_DSCF2424.jpg (537,52 kB - 31 mal heruntergeladen - zuletzt: 12. Juli 2014, 08:05)

Phil91

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2

Sonntag, 21. Juli 2013, 19:43

Hi Daniel,

auch ohne Würfelnatter-Aufnahmen tolle Bilder. Der Fischadler - meinst du den Vogel auf Bild 5?

Zitat

Im See selbst konnte ich bei dem normalen Fischaufkommen einen über 2.5m langen Schatten ausmachen, der darauf schließen lässt, dass sich darin wahre Monster befinden. Welcher Fisch das nun war kann ich nicht beurteilen - ein Wels fällt allerdings weg.

Warum schließt du einen Wels aus? Je nach Beuteangebot kommen die auch am Tag nach oben. Möglich, dass es auch "nur" ein Schwarm kleinerer Fische war?

Mir wäre abgesehen vom Waller keine so große FIschart bekannt, die man dort finden könnte. Hechte erreichen diese Maße eigentlich nicht.
"Ich bin durchaus kein Zyniker;

ich habe nur meine Erfahrungen, was allerdings ungefähr auf dasselbe hinauskommt."

- Oscar Wilde -

Delakai

unregistriert

3

Sonntag, 21. Juli 2013, 19:54

Der Vogel auf Bild Nr. 5 war enie andere Aufnahme. Die des Fischadlers ist mir leider nix geworden.

Ne ein Waller war es nicht (glaub ich zumindest) da dieser wohl eher selten eine grüne Beschuppung aufweist. Ein Schwarm kann ausgeschlossen werden da ich 1x die Rückenflosse dieses Riesen sah.. keine Ahnung was es war aber es war rießig

4

Sonntag, 21. Juli 2013, 20:11

Hi Delakai,

danke für Deinen Bericht, scheint ja ein erfüllter Urlaub gewesen zu sein. Schade das es von den meisten Funden keine bzw keine vernünftigen Fotos zu sehen gibt.

Zitat von »Delakai«

Mein Hauptaugenmerk lag hierbei bei der Findung von C. austriaca und N. tessellata. Gerade letztere sind ja in Deutschland sogut wie vom Radar verschwunden, daher wollte ich gerade diese hier finden. Dazu bedarf es allerdings auch der Findung eines geeigneten Gewässers, was sauber ist, guten Sichtschutz mit geeigneten Wärmestellen aufweist, natürlich entsprechende Futterquellen und wenn möglich wenig bis garkeine Störung.
Was mich wundert, ist allerdings, dass Du N. tessellata nicht hast ablichten können. Für mich immer (auch in Deutschland) die am leichtesten zu findende Schlangenart. Die in Deutschland übrigens nicht im Begriff ist vom Radar zu verschwinden, sondern deren Populationen sich in den letzten 15 Jahren vervielfacht haben und sich auch lokal ausbreitet. Die genauen Stellen, werde ich jetzt hier nicht nochmal benennen, sie sind aber jedem ersthaft Interessiertem genau bekannt. Bei höheren Temperaturen muss man einfach im und nicht am Wasser suchen ;) .
index.php?page=Attachment&attachmentID=6210

Zitat von »Delakai«

Im See selbst konnte ich bei dem normalen Fischaufkommen einen über 2.5m langen Schatten ausmachen, der darauf schließen lässt, dass sich darin wahre Monster befinden. Welcher Fisch das nun war kann ich nicht beurteilen - ein Wels fällt allerdings weg.
Wieso schließt Du einen Wels aus? Silurus glanis ist der einzige europäische, im Balaton vorkommende Fisch, der solche Größen erreichen kann. Oder tippst Du auf einen allochthonen Stör?

Gruß Sebastian

P.S.: Da fällt mir gerade auf, dass ich irgendwie, gerade weil sich Würfelnattern so leicht finden lassen, kaum vernünftige Fotos von den Tieren gemacht habe. Man läuft auf der Suche nach anderen Arten teilweise an richtig vielen N. tessellata´s vorbei und weiss sie irgendwie gar nicht so recht zu schätzen...
Naja, auf den beiden folgenden Fotos ist zumindest eine vernünftig zu erkennen:
index.php?page=Attachment&attachmentID=6211
index.php?page=Attachment&attachmentID=6212

Delakai

unregistriert

5

Sonntag, 21. Juli 2013, 20:17

Moin Sebastian,
danke für die ausführliche Weiterleitung.
Würfelnattern wären mir in Deutschland eigtl. nur noch 3 Populationen bekannt. Im Norden sind die Tiere ja garnicht vorhanden sondern eher im Süden und auch hier soll die Verbreitung nur noch sehr gering sein. Ich für meinen Teil konnte auf all die Jahre diese Tiere nie sehen und hätte auch nicht gehört, dass sie eine so hohe Populationsdichte hätten, kann mich diesbezüglich aber auch irren und lasse mich eines Besseren belehren. Leider war der See so unklar und trüb dass man innerhalb garnix erkennen konnte. Man hat keine 5 cm unter die Oberfläche gesehn.
Ich schließe nen Waller dahingehend aus, da er eine makante Rücken- und Schwanzflosse hatte, die bei einem Wels so nicht vorkommen normal. Allerdings kann ich es auch nicht zu 100 % ausschlißene. Stör? Hm.. wäre eine Alternative, aber will mich da auch nicht wirklich festlegen. Hab das Tier dafür zu ungenau gesehn.

6

Sonntag, 21. Juli 2013, 20:59

Zitat

Moin Sebastian,
danke für die ausführliche Weiterleitung.
Bitte, bitte, bei solchen Threads immer wieder gerne 8) .

Zitat

Würfelnattern wären mir in Deutschland eigtl. nur noch 3 Populationen bekannt. Im Norden sind die Tiere ja garnicht vorhanden sondern eher im Süden und auch hier soll die Verbreitung nur noch sehr gering sein. Ich für meinen Teil konnte auf all die Jahre diese Tiere nie sehen und hätte auch nicht gehört, dass sie eine so hohe Populationsdichte hätten, kann mich diesbezüglich aber auch irren und lasse mich eines Besseren belehren.
Es gibt mehr als nur drei autochthone Würfelnatter-Populationen in Deutschland, sie beschränken sich allerdings auf drei Flüsse, an denen sie vorkommen. Diese liegen alle in Rheinland-Pfalz. An der Nahe gibt es mehrere nicht miteinander in Verbindung stehende Populationen. An der Lahn sind Tiere aus der letzten dort bestehenden autochthonen Population an andere Standorte verbracht worden (ausgesetzt). Somit gibt es auch da mittlerweile mehrere Vorkommen. Im übrigen wurden an der Elbe bei Meißen Tiere aus tschechischen Populationen ausgesetzt.
Und die Populationsdichte ist in Deutschland eigentlich auch recht hoch. Bei meinem letzten Ausflug an eine dieser Stellen brauchte ich keine 45 min für 2 Tiere. Lediglich die lokale Ausbreitung ist sehr gering.
Und wer WIRKLICH VIELE Würfelnattern sehen möchte und bereit ist ein wenig zu fliegen ;) , evtl sogar auf eine griechische Insel, PN an mich :D . Wer dort weniger als 50 findet ist blind!

Gruß Sebastian

Delakai

unregistriert

7

Sonntag, 21. Juli 2013, 21:28

Die Population in Meißen hat allerdings 2002 schon enorm unter dem damaligen Elb-Hochwasser geltiten.
Axel Kwet meinte in unserem letzten Telefonat noch, dass die geringe Population, die sich dort nach 2002 wieder halten konnte, mit dem jetzigen Hochwasser wohl enorm abgedriftet worden sein soll wenn nicht sogar ganz zerstört.
Leider fehlen mir bislang von dort genauere Infos da wohl die Schäden immer noch enorm sind dort und man nix genaueres sagen kann.

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